Sanibel Island und Fort Myers: Muschelsuche im Puderzucker

Klatschnass kommt sie an die Tiki-Bar. Das Wasser vom Pool tropft vom schwarzen Bikini. Bei Phil, dem grauhaarigen Barkeeper, bestellt sie einen Drink -- mit viel Eis. Bei Temperaturen bis zu 32 Grad ab März kein Wunder. Deshalb ist immer etwas los an der Bar im Outrigger Beach Resort in Fort Myers Beach. “An meiner Hochzeit vor zehn Jahren hast du auch schon hinter der Bar gearbeitet”, sagt sie, was Phil sichtlich verblüfft. Und: “Seither komme ich jedes Jahr. That’s the place to be!”

Copyright:  Spot on News
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Die schöne Unbekannte meint die Traumstrände an den Stränden von Fort Myers und Sanibel sowie den äußeren Inseln entlang der Golfküste, die so weit sind, dass man sie nicht überblicken kann, und so weiß, dass sie blenden. Dort ist die Zeit stehengeblieben. Während in Miami im Osten und Orlando im Norden der Jetset tobt und sich in den Themenparks von Walt Disney World und den Universal Studios die Touristen vergnügen, ist auf den Inseln von Lee County Muscheln suchen die aufregendste Beschäftigung der Urlauber. Die große Ausnahme: Spring Break im Frühjahr, wenn sich die amerikanische College- und Universitätsjugend für ein, zwei Wochen die Kante gibt. “Mit Miami und Orlando wollen wir nicht konkurrieren”, sagt Resort-Chefin Jeanne Bigos. Fort Myers und Sanibel seien vor allem spektakulär unspektakulär. “Bei uns ist die Bebauung begrenzt und unaufdringlich. Im Rampenlicht steht die Schönheit der Natur”. Auf Sanibel oder Captiva Island ist es gesetzlich verboten, höher als die höchste Palme zu bauen. Dazu sind die mehr als 80 Kilometer Puderzucker-Strände an der Golf-Küste ausnahmslos öffentlich.

Im Gegensatz zur perfekten Urlaubsidylle am Meer bietet der Südwesten Floridas zudem pure Wildnis, oft nur wenige Autominuten voneinander entfernt. Zum Beispiel auf Sanibel. Entlang der Insel, die wie eine Sichel im Golf von Mexiko liegt und so wie ein Fanghandschuh im Pine Island Sund wirkt, findet man die schönsten Muscheln in den USA -- ach was, der ganzen Welt. Am Lighthouse Beach ganz im Osten gehen die Besucher vor allem in den frühen Morgenstunden und bei Ebbe gebückt über den kilometerlangen Strand. Die Augen sind stets auf den Boden gerichtet. Diese Haltung beim sogenannten Shelling geht auf Dauer zwar auf den Rücken, die Belohnung dafür ist umso farbenprächtiger. Zylinderförmige Olivenmuscheln mit helleren Flecken auf braunem Hintergrund, zweischaligen Kammmuscheln, Seesterne oder Sanddollars sowie die rosa glänzenden Tellmuscheln muss man hier nur aufheben.

Nur zehn Kilometer zurück, im Zentrum Sanibels, bietet das J.N. “Ding” Darling National Wildlife Refeuge das pure Kontrastprogramm zum beschaulichen Shelling. Im größten naturbelassenen Mangroven-Ökosystem der Vereinigten Staaten tauchen Touristen mit Vorliebe für Natur- und Ökourlaub ein in eine Zauberwelt. Teile der grünen Wald- und Wasserlandschaft sind für Besucher gesperrt. Und dennoch profitieren sie davon. Tier- und Pflanzenwelt bleiben sich weitestgehend selbst überlassen. Auf dem etwa sieben Kilometer langen “Wildlife Drive”, der wahlweise mit dem eigenen Auto oder in einem offenen Safari-Bus befahrbar ist, sollen wild lebende Alligatoren nicht nur die ein oder andere spektakuläre Zugvogelpopulation aufgeschreckt haben.

See you later, Alligator

Die kundigen Park-Führer beruhigen besorgte Touristen schnell und gerne. “Der Mensch gehört eigentlich nicht zu ihrem Beutespektrum”, sagt Ranger Jim. Alligatoren attackieren Jogger oder Schwimmer nur dann, wenn sie sich bedroht oder gestört fühlen. Gefahr im Park bestehe keine, da sich die Riesenechsen in dem weiten Wasser- und Sumpfgebiet tief versteckt halten.

So sind die einzigartigen Ökosysteme im Südwesten von Florida wie der Darling National Wildlife Refuge oder der Great Calusa Blueway (benannt nach dem einst ansässigen Indianerstamm), gefahrlos im Kajak befahrbar. Auf allen Wasserwegen besonders geschützt sind die vom Aussterben bedrohten Manatees (Rundschwanzseekühe). Warnschilder weisen darauf hin, dass sich die bis zu 4,5 Meter langen und 500 Kilogramm schweren Meeressäuger gerade an einem seichten Küstenabschnitt oder Mangrovengebiet aufhalten. Im Boot sollte man sich von ihnen fernhalten. Die Überraschung kommt sonst von unten. Beim Paarungsritual, bei dem sich mehrere Tiere um ein Weibchen balgen, verhalten sich die Männchen nicht immer vorhersehbar. Nach einer möglichen Kollision mit dem Koloss ist dann auch der Paddler so nass wie die Bikini-Schönheit an der Bar.

Infos, Anreise: Zum Beispiel mit Air Berlin, Direktflüge ab Düsseldorf nach Fort Myers ab ca. 705 Euro. Unterkunft: Outrigger Beach Resort, Fort Myers Beach, DZ ab ca. 130 Euro, Sanibel Island Inn, Sanibel Island, DZ ab ca. 200 Euro. Beste Reisezeit: Von Januar bis April ist Hochsaison. Viele US-Bürger überwintern in Florida. Im Sommer sind die Unterkünfte günstiger, weil weniger gebucht. Kajak-Touren: Adventure Sea Kayak, Captiva Island.

 

Quelle:  News.de